O lux et decus Hispaniae
The Renaissance in SpainI. The School of Sevilla: The Cradle of Spanish Polyphony
Ambrosio de Cotes Tiento II Cristóbal de Morales Beati sunt omnes qui timent Dominum
Clamabat autem mulier II. The Art of Ornamentation
Diego Ortiz Recercada quinta pars Pierre Sandrin Douce memoire Diego Ortiz Recercada sobre Doulce memoire" Recercada septima III. Music in the Service of the Counterreformation
Francisco Guerrero Quando os miro, mi Dios Ambrosio Cotes Tiento III Tomás Luís de Victoria O lux et decus Hispaniae Ascendens est Christus IV. Spiritual Villancicos
Juan Vásquez Hermosissima Maria Ambrosio de Cotes Tiento I Francisco Guerrero A un niño llorando Apuestan zagales dos ORPHEON CONSORT
José Vázquez - viola da gamba, direction Christine Esser (Zürich) - soprano Lúcia Krommer - viola da gamba Thomas Künne (Berlin-Vienna) - contratenor Christa Opriessnig - viola da gamba Margit Meckel - viola da gamba Susanne Braumann - viola da gamba Eva Fürtinger - viola da gamba Vít Bébar - harpsichord, organ Instrumentarium
Treble viol, Veneto, ca. 1600 Harpsichord after Gio. Battista Giusti (1682) Treble viol by Gio. Balla Bugger, Mantova, 1630 Orgel positiv by Chinaglia, Milano Tenor viol by Gasparo da Salò, Brescia, ca. 1570 Bass viol by Ventura Linarolo (Venice 1585) Bass viol by Gio. Paolo Maggini (Brescia,ca. 1600) Baß viol by Paolo Antonio Testore, Milano, 1717
"O lux et decus Hispaniae"
Die Renaissance in Spanien
Wie könnte man einem mit den Erfordernissen unserer materiellen Welt völlig befangenen modernen Menschen zu der Einsicht verhelfen, daß die musikalischen Schöpfungen der Renaissance in Spanien zum wertvollsten Erbgut des Abendlandes gehören, die, kraft ihrer inbrünstigen Intensität und geläuterten Expressivität, uns Menschen zu verwandeln vermögen? Es scheint, daß der heutige Bürger zwar einen höchst entwickelten Sinn für Maße, Quantitäten, Geschwindigkeit und Erfolg besitzt, nicht aber für das Empfinden des wahren Schönen. Es mag gar sein, daß eben im Versagen unserer Schulen, diese Werte an unsere Nachkommen zu vermitteln, Wurzel und Ursache mancher Unzulänglichkeiten der Gesellschaft zu suchen seien.
Etwas Heilendes und Läuterndes quillt aus den in Bibliotheken schlummernden Partituren der spanischen Komponisten der Renaissance hervor: eine beseelte Musik, die durch ihre verfeinerte Schönheit den Zuhörer bestrahlt und ihn in eine andere Gedankenwelt versetzt. Es ist dies die Aufgabe und der Leitgedanke hinter diesem Konzert. Die Schule von Sevilla hier durch das Instrumentalschaffen Ambrosio Cotes und durch die Motette Cristobal de Morales vertreten wußte als einzige in Europa das Erbe der franco-flämische Polyphonie zu übernehmen, um es weiter zu entwickeln. Es ist eben in den Werken Cristobal de Morales, daß einem eine vollkommene Verschmelzung zwischen der perfekten Form und der Tiefe des Ausdrucks begegnet, die sich mit den trefflichen Errungenschaften in Malerei und Bildhauerei der norditalienischen Künstler wie Mantegna, Raffaello oder Donatello messen ließe. Gemeinsam besitzen die Werke dieser Meister die Eigenschaft, daß ihre Botschaft weit unter der Oberfläche zu finden ist.
Der Toledaner Komponist Diego Ortiz, der wie auch Morales, Victoria und Guerrero einen Teil seines Lebens im Dienste der Kirche in Rom verbrachte (alle Komponisten des heutigen Programmes waren Priester!) lehrte musterhaft in seinen Traktaten die vornehme Kunst des Verzierens.
Tomás Luis de Victoria verkörpert in seiner Tonkunst die wahre Inbrunst der Gegenreform. Vergebens suche man nach einem, der an die Intensität seiner Wortdeutung gleich käme.
Wenn durch die lateinischen Motetten der Klerus das Wort offenbart, dann greift in den geistlichen Villancicos Guerreros das Volk das Wort, um seine persönliche, menschlichere Teilnahme am Geschehen zu verkünden: beispielsweise, wie ein Betrachter vor dem Gekreuzigten stehend von Schuldgefühlen durchwühlt wird, oder wie zwei Schäferknaben über die Natur des Christkindes rätseln, ob er Mensch oder Gott sei. JV